Artikel von Daniel Zellfelder - aktualisiert am 11. August 2011 - veröffentlicht am 3. Mai 2010

Frank Kunert: Fotografie und Modellbau

Autor: Daniel Zellfelder

Fotografie und Modellbau, kann man das verbinden? Frank Kunert sagt ja. Der Frankfurter Fotograf schafft seit Jahren seine eigenen Modellwelten und fotografiert diese dann. Das besondere dabei ist, dass diese Modelle im Foto auf den ersten Blick wie ein ganz normales Foto aussehen. So realistisch konstruiert der Modellbauer. Auf den zweiten Blick stellt man dann aber schnell fest, dass irgendetwas mit dem Foto nicht stimmt und so in der Realität nicht vorhanden sein kann.

So verpackt gibt Frank Kunert Witziges sowie Denkanstöße an seine Betrachter weiter.

Herr Kunert, Sie fotografieren kleine selbst gebastelte realistisch anmutende Welten. Auf den ersten Blick sehen Ihre Fotos wie ganz normale Fotos. Auf den zweiten Blick merk der Betrachter dann aber, dass etwas nicht ganz so normal ist. Wie kommt man bzw. wie kommen Sie dazu soetwas zu fotografieren?

Vielleicht mache ich so etwas, weil ich solche Motive in der Realität nicht finde. Auf jeden Fall macht es mir Spaß, mit der Wirklichkeit zu spielen und auch Dinge anzustellen, die „da draußen“ nicht machbar wären oder die ich mich nicht trauen würde. Und ich schaffe mir dadurch, dass ich ich mir die Modelle selbst im Studio baue und vor die Linse hole, eine gewisse Unabhängigkeit. Uhr- und Jahreszeit, Wetter, all das spielt plötzlich keine Rolle mehr. Und außerdem macht mir das Basteln und Herantasten mit den Händen an eine Bildidee viel Spaß. Und das Fotografieren schafft wieder eine andere Ebene.

Ihre Modelle lassen auf den ersten Blick erkennen, dass darin viel Arbeit steckt. Wie viel Arbeit steckt durchschnittlich in einem Modell und gehen Sie an ein neues Modell heran?

Am Anfang ist erst mal eine Idee. Doch meist ist sie von der Gestaltung noch nicht so, dass ich mir ganz genau vorstellen kann, wie das Bild bzw. das Modell am Ende aussieht. Es dauert Wochen, manchmal Monate, bis die Szenerie so aussieht, wie sie meiner Ursprungsidee entspricht und dann so Gestalt annimmt, dass eine Stimmung dabei herauskommt, dass etwas entsteht, das ich am Anfang noch nicht so recht vor Augen hatte aber mich von der Entstehung bis zum fertigen Bild dahingeführt hat, wo es vielleicht hingehen sollte (oh klingt das jetzt umständlich…). Jedenfalls sind da auch öfter mal Baupausen und „Ideenüberdenkungstage“ hilfreich, um wieder frisch ans Werk zu gehen, manchmal ganze Wände umzubauen oder einfach nur kleine Änderungen vorzunehmen.

Sie erzählen ganze Geschichten in Ihren Bildern und regen die Phantasie des Betrachters an. Wie kommen Sie zu so einer Idee und gibt es bestimmte Themen die Sie besonders beschäftigen?

Das dauert oft ziemlich lange. Angeregt durch den Alltag, manchmal einfach nur kleine Entdeckungen beim Spazierengehen, die ich dann in meiner Phantasie weiterspinne, kommt irgendwann mal (das kann auch mal Wochen, Monate oder Jahre dauern) etwas heraus, was dann tatsächlich in eine Bildidee mündet, die ich im Modell und später in der Fotografie umsetze. Oft haben meine Ideen mit gesellschaftlichen Themen, mit menschlichen Sehnsüchten und auch Ängsten zu tun, die ich versuche, mit einer gewissen Ironie weiterzudenken. Häufige Bildelemente sind hierbei z. B. Sprungtürme, Toiletten oder auch Verkehrsschilder.

Wie geht der Ablauf bei Ihnen fotografisch vonstatten? Welche Kameratechnik verwenden Sie ?

Am Anfang mache ich seit einiger Zeit Probebilder mit einer Digitalkamera, um mir den Bildaufbau, die Perspektive und das Licht vor Augen zu halten. Später setze ich dann meine Großformatkamera ein, mache hiermit weitere Testbilder, bis schließlich auf Diafilm belichtet wird. Die Beleuchtung erfolgt mit einer Studioblitzanlage; manchmal setze ich auch alte Filmspots ein. Wenn das belichtete Dias fertig ist, wird es gescannt und nach kleinen Retuschen und Farbkorrekturen ausbelichtet.

Sie haben eine recht interessante Nische in der Fotografie gefunden. Leben Sie allein von dem Bau und Fotografieren solcher Modells? Gehen Sie dabei rein künstlerisch vor, oder haben Sie auch beispielsweise Werbeaufträge?

Ja, zur Zeit gelingt es mir, davon zu leben. Allerdings habe ich mit meinen kleinen Welten gelegentlich auch Aufträge. Meistens sind dies Szenerien, die dann mit Knetfiguren bevölkert sind. Von der Technik ist dies ähnlich zu meinen freien Arbeiten, doch hierbei gibt es natürlich weniger Freiheit, da die Auftraggeber wie Werbeagenturen oder Verlage mehr oder weniger genaue Vorstellungen einbringen, die ich schließlich umsetze.

Haben Sie ein persönliches Lieblingmodell?

Oh, das ist schwierig. Rein als Modell betrachtet mag ich die Kirche von „Erlösung“. Viele andere Modelle existieren leider nicht mehr, da ich sie auseinandergebaut habe und sie in anderen Gebäuden wieder „auferstehen“ (oft bedingt durch akuten Baustoffnotstand!). Ansonsten gibt es Bilder, die ich im Nachhinen als besonders gelungen empfinde: „Menu à deux“, „Mit Balkon“, „Kinder!“, aber das sind nur Beispiele. Es gibt nicht DAS EINE.

Wenn ein Leser Lust bekommt sich mit dem Thema zu beschäftigen, was würden Sie ihm raten, wie er / sie am besten damit anfängt?

Ich glaube, da hat jeder seine eigene Herangehensweise. Ich kann nur für mich sagen, dass es am besten ist, man fängt einfach an und guckt, was passiert. Man lernt dann aus den Erfahrungen und Fehlern und schaut Stück für Stück, was einem liegt.

Wo kann man mehr von Ihren Werken sehen? Haben Sie Ausstellungen oder gibt es andere Möglichkeiten Ihre Werke zu bestaunen?

www.frank-kunert.de – Weitere Infos rund um Frank Kunert finden Sie hier.

Ich habe oft Ausstellungen. Im Moment läuft noch eine im Stadtmuseum in Münster, im Sommer geht’s dann weiter im Kunstverein Tauberbischofsheim und im Herbst in der Galerie im Turm der Energierversorgung Offenbach AG. Wer ein bisschen mehr über die Machart sehen möchte: Beim Fernsehsender Deutsche Welle gab’s vor ein paar Tagen einen kleinen Beitrag über mich und meine Arbeitsweise.

Autor des Artikels: Daniel Zellfelder

Hallo zusammen! Ich bin Jahrgang 1990 und mich fesseln Fotografie, grafische Arbeiten sowie das Erstellen von Webseiten. Neben der Natur fotografiere ich Menschen und Veranstaltungen. Derzeit probiere ich mich an der Konzeptfotografie. Um andere an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen, habe ich 2006 dieses Onlinemagazin ins Leben gerufen.

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