Artikel von Thomas Tremmel - aktualisiert am 8. Januar 2014 - veröffentlicht am 4. Juni 2008

Bildkritik – Thomas Tremmel

Autor: Thomas Tremmel

Können sie gut mit kritischen Bemerkungen zu ihren Bildern umgehen? Aber klar doch, werden sie sagen. Wer würde denn schon von sich behaupten, dass er das nicht kann? Ich habe zwar viele Leute kennen gelernt, die überhaupt nicht mit Kritik umgehen konnten, aber noch nie jemanden, der das auch zugegeben hätte. Sie können das also? Aha, und was war mit letzter Woche, als jemand zu einem ihrer Bilder gesagt hat, dass er es doof findet? Ach so, dass war keine Kritik, sondern da wollte jemand nur provozieren. Ah ja. Schauen wir uns doch mal so eine Bildkritik an. Dazu brauchen wir nur in eins der zahllosen Internetforen gehen und uns dort die Kommentare anschauen. Der Autor stellt ein Bild zur BK, nicht selten mit dem Hinweis: Bitte um konstruktive Kritik. Die ersten User trauen sich und man findet konstruktive Anmerkungen: „Tolles Bild“, „Schönes Motiv“, „Wow“, „Ein schönes Bild“, „Gefällt mir“, „Da war ich auch schon mal, schöne Gegend“ usw. Moment Mal, das sind gar keine konstruktiven Anmerkungen, das sind subjektive Empfindungen, geäußerte Emotionen. Stellen sie sich mal vor, jemand bittet sie eine Wand auszumessen, und sie sagen nur: „Ein schöner Zollstock“. Nein nein, sagen sie, manchmal möchte man dem Autor ja auch nur seine Empfindungen mitteilen und kann das vielleicht auch nicht immer begründen. Gut, dann ändern wir den Aufruf zur BK in: Bitte um eure Empfindungen und konstruktive Kritik. Braucht man nicht schreiben, sagen sie, das ist selbstredend. Ok *stöhn*, dann lassen wir es so. Sie haben ja recht, denn immerhin hat sich der Autor zu den Anmerkungen ja auch nicht geäußert. Schauen wir mal weiter auf die Kommentare, hier kommt was Neues. „Gefällt mir nicht“. Und nun passiertes. Der Autor meldet sich sofort zu Wort: „Was soll das? Willst du provozieren? Das ist keine konstruktive Kritik, ohne Begründung kann ich damit nichts anfangen. So was ist überflüssig und hilft niemanden.“ Ja stimmt, er hat Recht, „Gefällt mir nicht“ ist keine konstruktive Kritik, aber das waren die Kommentare da oben auch nicht, nur das wurde so hingenommen. „Gefällt mir“ hat genauso viel konstruktiven Inhalt wie „Gefällt mir nicht“. Es sind beides die Empfindungen, welche der Betrachter beim Bild verspürt. Der Autor sagt zu „Gefällt mir nicht“: „… ohne Begründung kann ich damit nichts anfangen“. Recht hat er, aber genauso wenig kann er etwas ohne Begründung bei „Gefällt mir“ anfangen, nur das scheint ihn nicht zu stören.

Waaaaas, das Bild gefällt dir nicht? SKANDAL!

Warum ist das so?

Brauchen wir gar nicht lange drüber zu sprechen. Wer erhält nicht gerne Komplimente. Ein „Du siehst toll aus“ schmeichelt und freut uns. Ein „Du siehst Scheiße aus“ wird uns nicht gerade frohlocken lassen. Also sollten wir das in der Fotografie auch so hinnehmen? Komplimente machen, wenn das Bild gefällt und den Mund halten wenn nicht? Ja, werden sie sagen, man möchte doch niemanden weh tun. Nein falsch, ganz falsch. Es geht nämlich gar nicht um den Autor sondern um sein Bild. Er möchte eine Kritik zu seinem Bild und nicht zu seiner Person. Es steht ja da oben „Das Bild-Gefällt mir“ und „Das Bild-Gefällt mich nicht“. Dort steht nicht „Du bist aber ein schöner Fotograf“ oder auch „Du bist doof“. Aber, werden sie sagen, ganz offensichtlich ist er mit der Äußerung „Gefällt mir nicht“ nicht einverstanden. Richtig, aber das ist sein Problem, denn der Autor zieht die Kommentare auf seine Person und das ist ein Fehler. Warum mache ich eine BK? Wenn ich ein Bild fotografiert habe, dann sind da immer meine Emotionen mit drin enthalten. Ich weiß, wie es dort ausgesehen hat, welche Geräusche vorhanden waren, welche Gerüche. Vielleicht hatte ich sogar bei der Aufnahme kurz vorher ein schönes Erlebnis. Wenn ich nun dieses Bild anschaue, dann kommen diese Erinnerungen wieder zu mir und ich werde das Bild schön finden. Das kann und soll mir auch niemand nehmen. Nur, empfindet ein neutraler Betrachter des Bildes das auch so? Hat er die gleichen Empfindungen, ohne das er weiß, wie es dort drumherum aussah, ohne die Geräusche und Gerüche, ohne die schönen Erlebnisse vorher? Ich weiß es nicht, und deshalb stelle ich dies Bild zu BK. Der Betrachter sieht nur das Bild und sonst nichts. Ich bitte ihn darum, mir seine Empfindungen mitzuteilen (subjektiv) und zu sagen, falls er das kann, woran das liegen könnte (objektiv). Gehen wir mal davon aus, dass es ich bei dem Bild um einen Urlaubsschnappschuss des letzten Mallorca-Urlaubs handelt. Für den Autor eine tolle Erinnerungsaufnahme, für uns belanglos, langweilig und mit vielen Mängeln. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten dem Autor dies mitzuteilen.

Provozieren oder wichtig machen.

Fangen wir gleich mit dem an, womit sich viele Autoren rausreden, wenn sie einen Kritiker angreifen, weil er ihr Bild nicht als besonders toll eingestuft hat. Diese Art der Kritik ist sehr selten, viel seltener als die meisten es gerne hätten. Jemand der provozieren möchte ist leicht zu erkennen. Er zieht sich an Dingen hoch die für die Bildwirkung völlig unerheblich sind oder argumentiert sehr unsachlich ohne Begründung. Persönlich kann ich mich nur an zwei Fälle erinnern, die ich ihnen hier zeigen möchte.

„Der Reifen vorne ist fast nicht ganz drauf.“ Stimmt, 2 Meter tiefer gehalten und das MX-Kid wäre fast eigentlich gar nicht mehr drauf.

„Das Bild ist verwackelt.“ Stimmt auch, ist mir noch gar nicht aufgefallen.

Beide Kommentare wurden abgegeben, nachdem ich ein Bild des Autors kritisiert hatte. Wenn nicht der Rest des Kommentars so böswillig gewesen wäre, würde ich wahrscheinlich nicht mal diesen Kommentar als Provokation ansehen. Und wie schon gesagt, an mehr Kommentare dieser Art kann ich mich nicht erinnern.

Gar nichts sagen.

Das ist die überwiegende Reaktion auf ein schlechtes Bild. Glauben sie nicht? Schauen sie sich in Foren die Klicks pro Bild an und wie viele Kommentare unter dem Bild stehen. Nehmen sie an einer Bildbesprechung teil und achten sie darauf wie lange es dauert, bis sich überhaupt jemand äußert. Meist ist es dann ein erfahrender Kollege. Warum äußern wir uns nicht? Man möchte dem Autor nicht weh tun. Man hat Angst,  dass man sich vom Autor oder anderen Betrachtern beschimpfen lassen muss. Evtl. wird man als Nörgler hingestellt oder der Autor ist beleidigt und sagt, dass er ab jetzt keine Bilder mehr zeigt, weil eh immer nur alles schlecht gemacht wird. Also, besser den Mund halten. Wenn jemand ganz erfahrenes, dem man kaum widersprechen mag, sich äußert, dann kann man ja evtl. dem zustimmen, aber bloß nicht als Erster. Im Internet ist dann noch die Gefahr, dass sich der Autor an meinen Bildern rächt und diese absichtlich schlecht macht. Oder das er mich auf Ignore setzt. Also, besser gar nichts sagen. Der Wert dieser Art von Kritik ist fast 0, aber nicht ganz, denn wenn sich gar niemand äußert, dann können sie davon ausgehen, dass ihr Bild nicht besonders gut ankommt.

Also ich sag nix!

Überflüssiges äußern.

Morgen ist Donnerstag. Bei Regen kann man nass werden. Haha, so was äußert doch kein Mensch. Nein? Stimmt, so was wohl nicht, aber so ähnlich. „Da war ich auch schon mal, schöne Gegend.“ Ja, ganz toll, und was sagt das jetzt über mein Bild aus? „Schönes Motiv“. Auch toll. Der Eifelturm ist ein schönes Motiv. Er ist ca. 40 Millionen mal fotografiert worden (wenn das mal ausreicht). Es ist jedes Mal der Gleiche Turm, also ist er auch jedes Mal ein schönes Motiv. Was sagt das jetzt über die 40 Millionen Bilder aus? Gar nichts. Warum macht man das? Tja, ich möchte einfach auch mal was sagen. Dein Bild finde ich zwar nicht besonders toll, ich finde auch nichts positives, also äußere ich etwas belangloses, was zumindest positiv klingt. Der Wert dieser Kritik ist nicht nur gegen 0, er ist auch noch gefährlich. Ungeübte Autoren könnten den Eindruck erhalten, sie hätten ein gutes Bild gemacht.

„Tolles Motiv.“ Na klasse, das weiß ich auch selbst und tausend andere Urlauber auch, aber was ist mit dem Bild?

Denk positiv

Ein schreckliches Bild. Jeder würde es ungespitzt in die Tonne haun, aber der Autor hier zeigt es uns auch noch. Na ja, irgendetwas positives findet man doch immer. Es ist zwar total unscharf, man erkennt gar nichts, es ist schief, farbstichig, aaaaber…..es sieht richtig belichtet aus. Auch wenn das für dieses Bild völlig belanglos ist, wir können etwas positives äußern. Wir möchten den Autoren doch nicht enttäuschen. „Ziemlich gut belichtet.“ Und schon kommen andere dazu, die das auch bestätigen. So, und nun schnell das nächste Bild. Puh, gerade noch so gerettet. Wie bei Nr. 2 ist diese Art der Äußerung nicht nur wertlos, sondern auch noch unfair. Der Autor bittet uns um eine Bildkritik, und wir sprechen bei 99 Mängeln und 1 positiven Aspekt nur den einen positiven an? Ganz tolle Hilfe. Was soll der unerfahrene Autor jetzt ändern und wozu überhaupt? Scheint doch jedem so gefallen zu haben. Und wieder machen wir den Fehler, dass wir den Autoren im Vordergrund sehen und nicht das Bild.

Äh ja, öh, die Sonne ist echt schön in der Mitte.

Mich hat im Internet mal ein User gefragt, nachdem eins meiner Bilder fürchterlich zerrissen wurde, als Kitsch und für die Tonne bezeichnet wurde, warum ich auf diese Äußerungen so locker reagiere und mich bei den Usern auch noch bedanke für diese Kommentare. Ganz einfach, sie haben mein Bild kommentiert und nicht mich. Sie haben mir ihre Emotionen mitgeteilt und teilweise auch begründet. Was kann ich mehr verlangen? Dieses Bild brauchte ich nicht mehr auszustellen, die Galeriebesucher hätten es ähnlich gesehen und sich ihre Gedanken gemacht. Ich habe mich einfach zu sehr von meinen Emotionen verleiten lassen. Und, die Kritiker hatten Recht, das Bild war wirklich kitschig. Das war für mich eine sehr hilfreiche Kritik.

Junge, junge, für dieses Bild habe ich damals ganz schön Haue bekommen, aber die Kritiker hatten Recht, die Montage der Möwe ist nicht wirklich gelungen.

Lügen

Das Bild ist flau und farbstichig und unter dem Bild steht: „Schöne Farben“. Das Portrait ist unscharf, die Haut glänzt wie eine Speckschwarte und das Licht ist nur schrecklich, unter dem Bild steht jedoch: „Schönes Portrait“. Das ist ganz schlimm, denn man sagt dem Autor, dass er etwas gut gemacht hat, obwohl es ganz offensichtlich schlecht ist. Das hat auch nichts mit Geschmacksache zu tun, hier geht es um offensichtliche Mängel. Aber was tut man nicht alles um gut dazustehen. Tun wir dem Autoren doch diesen Gefallen. Nein, man tut dem Autoren keinen Gefallen, man sorgt dafür, dass er weiter auf der Stelle tritt, sich nicht verbessert und das nächste Bild mit genau den gleichen Mängeln macht. Über den Wert dieser Art von Kritik brauche ich mich wohl nicht zu äußern.

„Da die Erde ein Kugel ist, stört mich auch nicht der gebogene Horizont.“ Hey super, ich wollte es gerade ändern, aber wenn es nicht stört… Weiaweia. Das sagt doch keiner, meinen Sie? Sie waren noch nicht in diversen FCs.

Der kurze subjektive emotionale Kommentar

„Wow“, „Klasse“, „Schönes Bild“, „Gefällt mir“ Nun wird’s heikel, denn hier kann man nicht alle Äußerungen unter einen Tisch kehren. Es gibt da die Betrachter, die evtl. keine Zeit für längere Kritiken haben, oder auch keine Lust, oder das auch einfach nicht begründen können. Sie äußern einfach ihren ersten subjektiven Eindruck. Das ist auch nicht weiter schlimm, warum soll man nicht mal einfach nur seine Emotionen äußern dürfen? Doch sollten wir uns darüber im klaren sein, dass der konstruktive Inhalt gleich 0 ist. Und es gibt noch eine große Gefahr bei dieser Art von Kommentaren, denn nicht immer sind sie der Ausdruck des eigenen Empfinden, sondern einfach nur Bauchpinselei. Tja, die Bauchpinsler. Egal wie das Bild ist, für ein „Schönes Bild“ ist immer Zeit. Diesen Betrachtern oder Usern geht es nur darum Aufmerksamkeit zu erhaschen. Hier und da werden in Internetforen Punkte oder Sternchen vergeben. Wer die meisten Sternchen hat, wird vielleicht Fotograf der Woche. Also, wenn ich möglichst vielen Usern einen netten Kommentar gebe und sogar ein Sternchen, dann mache er das als Revanche wahrscheinlich auch. Also, mir tut es nicht weh, und dem Autoren auch nicht. Vielleicht möchte man dem Autoren aber auch nur sagen, dass man ihn mag und schreibt ihn deshalb eine netten Kommentar unter sein Bild. Es ist übrigens völlig unabhängig davon, ob das Bild gut oder schlecht ist. Und das ist eben das Dilemma, wer kann schon den ehrlich emotionalen Kommentar von der Bauchpinselei unterscheiden? Meine Meinung; wer Zeit für eine emotionalen Kommentar wie „Ein schönes Bild“ hat, der hat auch noch Zeit für einen kleinen zusätzlichen Satz. Diese Zeit nehmen sich die Bauchpinsler nämlich nur in den seltensten Fällen, denn wie sollen sie eine Emotion begründen, die sie eigentlich gar nicht haben? Aber wir sind noch nicht fertig mit der subjektiven emotionalen Äußerung, denn alle oben genannten Kommentare, ob ehrliche Emotion oder Bauchpinselei, wird jeder Autor ohne Kommentar hinnehmen, auch ich. Wenn sich jemand zu ihrem Bild äußert in der Art „Gefällt mir“ würden sie denjenigen zur Rede stellen mit den Worten: „Wie jetzt“ „Gefällt mir?“ Was soll ich denn damit? Können sie das mal bitte begründen. Soll das  hilfreich oder konstruktiv sein? So etwas können sie sich in Zukunft sparen, dass ist überflüssig.“ Wozu soll ich das in Frage stellen, meinen Sie? Er äußert seine ehrlich Emotion, seine Gefühle. Warum soll ich daran etwas auszusetzen haben. Ja, sie haben ja Recht. Warum soll man das in Frage stellen, aber würden sie das auch genauso anerkennen, wenn er sagt: „Gefällt mir nicht“. Oder anstelle von  „Schönes Bild“ „Doofes Bild“ sagt? Denken sie mal drüber nach.

„Wow, toll, klasse.“ Danke für die Blumen, aber was sagt mir das jetzt?

Der lange subjektive emotionale Kommentar

Wie oben geschrieben, hält es sich beim Kommentar der Art „Schönes Bild“ fast ausschließlich um Bauchpinselei. Aber wie kann ich meine Emotionen niederschreiben, ohne das dieser Verdacht erweckt wird? Ganz einfach, schreiben sie doch einfach was sie denken, so in der Art: „Gefällt mir sehr gut. Das Farbenspiel und die Gestaltung lassen gleich ein beruhigendes Gefühl in mir aufkommen. Toll gemacht.“ Oder auch: „Super, das Bild wirkt durch die Brillanz und gelungene Gestaltung. Die Bildwirkung schlägt sofort an.“ Alles noch nicht besonders konstruktiv, aber man merkt, dass sich der Betrachter des Bildes Gedanken gemacht hat. So etwas schreibt keine Bauchpinsler.

„Mir wird sofort kalt und unwohl bei dem Anblick. Ich fühle mich hilflos. Die Bildwirkung trifft mich wie mit dem Baseballschläger geschlagen.“ Ui prima, das Bild wirkt.

Der rein konstruktive, objektive und ehrliche Kommentar

Nun kommen wir dazu, was der Autor eigentlich möchte, eine objektive Äußerung. Nennen wir mal ein Beispiel: „Das Bild ist überbelichtet und unscharf.“ Das war’s schon. Nun weiß der Autor, was an seinem Bild nicht stimmt. Und trotzdem, gerade bei solchen Kommentaren wird oft genug genauso ausgeholt wie bei „Gefällt mir nicht.“ Warum das so ist, haben wir schon besprochen. Anstatt froh über diese Kritik zu sein, wird auch in diesem Fall der Kritiker angefeindet, weil der Autor sich wieder mal persönlich beleidigt fühlt. Lieder ist es auch oft der Fall, dass der Autor eigentlich gar keine ehrliche Kritik wollte, sondern auf Bauchpinseleien gehofft hat. Und nun kommen sie mit dieser ehrlichen konstruktiven Kritik. Na Bravo. Der Wert dieses Kommentars, auch wenn er uns nicht gefällt, steht aber außer Frage.

Zu flau, blaustichig und die rechte Seite stört. Hmm, ich kann jetzt beleidigt sein oder die Kritik annehmen und versuchen umzusetzen.

Äh, also ich würde ja mal sagen, die Kritiker hatten recht. Man nur gut, dass ich so ein liebes Bürschchen bin und auf andere höre ;-)

Der konstruktive, objektive und ehrliche Kommentar mit subjektiver Äußerung.

Jedes Bild hinterlässt einen Bildeindruck beim Betrachter. Es wäre doch deshalb eine gute Kritik, wenn ich dem Autor meinen Bildeindruck, meine Emotionen sage und dies evtl. dann sogar noch mit konstruktiver Kritik begründen kann. Beispiel: „Das Bild gefällt mir nicht, es spricht mich nicht an. Durch den unharmonischen Bildaufbau wandert mein Auge hin und her, ohne sich irgendwo festhalten zu können. Dazu kommt ein Unschärfe, die einfach sehr störend wirkt und keinerlei Aussage unterstützt. Die Überbelichtung nimmt dem Bild leider jegliches Stimmungsgefühl. Nein, dein Bild wirkt bei mir nicht.“ Das ist doch eine Bildkritik nach unserem Geschmack, oder? Leider nehmen trotzdem viele Autoren lieber den Ausdruck „Schönes Bild“ entgegen als diese Kritik hier. Trotzdem, der Wert dieser Kritik ist sehr hoch, denn der Betrachter gibt mir seinen Bildeindruck wieder und begründet es auch noch. Aber es geht noch besser.

Der objektive, konstruktive Kommentar mit subjektiven, emotionalen Inhalten und Verbesserungsvorschlägen.

Ich schreib einfach mal einen. „Nein, dein Bild gefällt mir nicht, es wirkt einfach nicht auf mich. Die hier gewählte Unschärfe unterstützt leider nicht die Bildaussage, sondern lässt den Blick ohne Halt durch das Bild wandern. Besser wäre eine selektive Schärfe mit Schärfezentrum auf dem Hauptmotiv gewesen, so das der Blick des Betrachters sofort zu deinem Hautmotiv geführt wird. Das kannst du erreichen mit einer größeren Blende oder einer längeren Brennweite. Auch ist die mittige Anordnung deines Hauptmotivs nicht von Vorteil. Es entsteht so ein Ungleichgewicht im Bild, das als störend empfunden werden kann. Besser wäre hier ein Aufteilung nach dem Goldenen Schnitt. Evtl. kannst du dein Bild ja noch etwas beschneiden.“

„Mir gefällt zwar die Idee, aber weder die Farbe der Rosen kommt richtig rüber, noch des Wassers oder Eis. So verliert das ganze Bild seine Wirkung. Wenn du die Tonwerte korrigierst, die Kontraste etwas anhebst, dann gewinnt das Bild dadurch wahrscheinlich erheblich an Wirkung. Die Gestaltung finde ich nämlich sehr gelungen.“

Ich kann nur sagen: Danke.

Das ist ein Bildkommentar wie wir ihn uns wünschen. Oha, ich merke schon, nun kommen sie: Dafür habe ich keine Zeit. Ok, das muss man akzeptieren. Besser ein kurzer Kommentar als keiner. Das kann ich gar nicht. Dafür fehlt mir die nötige Kompetenz. Akzeptiert. Keine Widerrede. 9 Verschieden Arten von Kommentaren? Man kann es aber auch kompliziert machen. Ich möchte einen kurzen knappen Kommentar abgeben und keinen Roman schreiben. Geht es auch einfach? Aber sicher doch. Sie können auch weiterhin „Toll“, „Schönes Bild“, „Wow“ und „Schönes Motiv“ schreiben, und zwar nur bei den Bildern, wo sie möchten. Aber sie tun dem Autoren damit keinen Gefallen, sondern nur sich selber. Sie haben Angst schlecht dazustehen und haben deshalb nicht die Traute sich ehrlich zu äußern. Blödsinn, sagen sie? Sie möchten einfach nur äußern, dass ihnen das Bild gefällt? Und wie äußern sie sich bei Bildern, die ihnen nicht gefallen? Aha. Sie wollen eine ganz einfache und simple Anweisung für eine Bildkritik oder einen Kommentar, der auch noch hilfreich für den Autor ist? Hier kommt er: Seien sie doch einfach nur ehrlich. Schreiben sie wo sie wollen und was sie wollen, aber seien sie ehrlich. Es gibt nichts schlimmeres als schlechte Bilder gut zu reden. Sie helfen damit niemanden, außer sich selber. Und wenn sie schon unbedingt einen unkonstruktiven und wertlosen Kommentar wie „Gefällt mir“ abgeben wollen, dann zeigen sie doch mal Mut und machen das auch bei den Bildern die ihnen nicht gefallen. Wie jetzt ausreichend erklärt wurde, hat ein „Gefällt mir nicht“  den gleichen Wert wie ein „Gefällt mir“. Dabei wünsche ich ihnen viel Spaß. Thomas Tremmel

Links zum Artikel

Haben Sie diese Artikel bereits gelesen?

Die Kommentarfunktion wurde für diesen Artikel deaktiviert.