Artikel von Jens Dittmar - aktualisiert am 20. März 2011 - veröffentlicht am 6. Dezember 2009

Makrofotografie: Pilze fotografieren

Autor: Jens Dittmar

Pilze sind im Spätsommer und Herbst ein hervorragendes und ebenfalls spannendes Motiv für die Makrofotografie. Wie auch die Blumen tendieren sie dazu still zu halten und eher selten wegzulaufen. Eines der größten Probleme bei der Pilzfotografie ist allerdings ihre sehr, sehr dreidimensionale Form, die es fast unmöglich macht einen Pilz von vorne bis hinten durchgehend scharf abzubilden.

Durch die Größe vieler Pilze sind sie aber ein sehr gutes Objekt um auch ohne Makro-Objektiv, also mit einer Zoom- oder Telezoombrennweite gute Fotos zu machen.

Jahres- und Tageszeit

Wie schon erwähnt ist die Jahreszeit der Pilze der Spätsommer und Herbst, wenn es feucht und etwas kälter wird. Allerdings ist es auch schnell wieder damit vorbei wenn erst einmal der Frost Einzug hält.

Die Tageszeit ist nicht ganz so relevant, da die Sonne zu dieser Jahreszeit wieder tiefer steht und somit auch das Mittagslicht nicht so schlimm ist. Dann sind Pilze ja meistens im Wald zu finden wo es sowieso etwas dunkler und schattiger ist und dann stehen im Makrobereich ja noch diverse Methoden zur Verfügung um das Licht zu kontrollieren.

Wo sind Pilze zu finden?

Generell im Wald an schattigen und etwas feuchten Orten. Wenn man aufmerksam durch den Wald streift wird man sie bald finden. Auch ein sehr intensiver Geruch nach Pilzen und ein wenig modrig liegt oft in der Luft in den richtigen Regionen.

Wer sich nicht auskennt kann auch einen begeisterten Pilzsucher fragen, die kennen für gewöhnlich Ecken, in denen es eigentlich immer Pilze zu finden gibt wenn Saison ist. Eventuell lassen sich auch gemeinsame Touren unternehmen, bei denen zuerst die Pilze fotografiert und anschließend für den Verzehr gesammelt werden.

Man muss übrigens auch nicht zu viel Angst davor haben, dass die Pilzsammler schon alles abgeerntet haben, denn die sind ja nur an essbaren Pilzen interessiert. Für das Fotografieren taugen aber auch sehr gut die Giftigen.

Perspektive

Wie meistens und schon öfters erwähnt bei den kleinen Dingen empfiehlt es sich die Perspektive seines Motivs oder gar eine noch niedrigere einzunehmen. Das ist bei Pilzen nicht immer ganz einfach da diese meistens auf dem Waldboden wachsen.

Hier empfiehlt es sich ein Stativ zu verwenden, welches es erlaubt die Kamera dicht über dem Boden zu halten oder alternativ einen Bohnensack auf den die Kamera aufgelegt und ausgerichtet wird.

Zur Not kann die Kamera auch auf den Waldboden gelegt werden, hier besteht dann aber die Gefahr, dass zu viel Waldboden zwischen dem Pilz und der Linse mit auf das Bild kommt und das meistens sehr störend unscharf im Vordergrund auf dem Bild wirkt.

Ein Winkelsucher oder LifeView erleichtern das Leben hier ungemein und helfen Verspannungen im Genick zu minimieren.

Einige Pilze wachsen auch gerne auf alten Baumstümpfen oder umgefallenen Bäumen. Hier kann natürlich sehr gut mit einem Stativ gearbeitet werden.

Hintergrund

Je nach gewähltem Blickwinkel ändert sich auch der Hintergrund sehr stark. Ein Blickwinkel auf Augenhöhe mit dem Pilzhut oder leicht darüber bringt oft den Waldboden hinter dem Pilz mit auf das Bild.

Ein tieferer Kamerastandpunkt und ein Blickwinkel leicht nach oben hingegen erlaubt es oft das Laub des Waldes als Hintergrund zu verwenden. Hier gibt es noch eine zu dieser Jahreszeit sehr gut einsetzbare Gestaltungsmöglichkeit – Flares. Die Sonne steht recht tief und wird vom Laub des lichter werdenden Waldes in tausenden kleiner Funken reflektiert. Wenn man leicht gegen das Licht fotografiert (den Pilz sollte man dann mit einem Reflektor von vorne aufhellen) ergeben sich im Hintergrund sehr schön anzusehende Flares (kreisförmige Lichtreflektionen).

 

Schärfe

Wie schon erwähnt sind Pilze sehr dreidimensional, was es eigentlich unmöglich macht den ganzen Pilz scharf abzubilden.

Es ist meistens ratsam die vordere Kante des Hutes scharf darzustellen. Wenn man die Blende klein genug und somit die Schärfentiefe möglichst groß wählt, wirkt auch der Stiel bei den meisten Pilzen noch recht brauchbar scharf.

Es gibt aber auch noch einen anderen Weg, der allerdings einiges mehr an Arbeitsaufwand sowohl bei der Aufnahme, als auch bei der Nachbearbeitung erfordert. Man kann viele Aufnahmen machen, bei denen alle Einstellungen (Kamera und Beleuchtung) gleich bleiben und nur die Schärfenebene Stück für Stück durch den Pilz verschoben wird. Hierfür verwendet man am besten einen Makroschlitten auf dem die ganze Kamera von Aufnahme zu Aufnahme weiter auf den Pilz zu bewegt wird. Die hieraus entstehenden „Schärfescheiben“ werden dann hinterher am Computer mit speziellen Programmen wieder zusammengefügt und ergeben somit einen scharfen Pilz vor einem im unscharfen belassenen Hintergrund.

Alle Beiträge der Serie „Makrofotografie”

Autor des Artikels: Jens Dittmar

Zum Fotografieren kam ich vor einigen Jahren, damals lag mein Hauptinteresse in der Landschaftsfotografie. Im Jahr 2008 entdeckte ich die Makrofotografie für mich und war fortan begeistert von der kleinen Welt überall um uns herum. 2009 habe ich neben der Makrofotografie auch sehr viel Peoplefotografie betrieben und mich mit der Lichtführung intensiver beschäftigt. Zu einem meiner ersten Fotos sagte mein Vater einmal: „Wer fotografiert, lernt sehen.“ Diesen Leitsatz sehe ich in allen Bereichen der Fotografie täglich bestätigt. In der Makrofotografie ist er allerdings am offensichtlichsten.

Webseite von Jens Dittmar | Bei Twitter zu finden als jendit_de

Die Kommentarfunktion wurde für diesen Artikel deaktiviert.