Hochzeitsfotografie: Hochzeitsreportage 2
Wieder zurück zum Gutshof, wo als die Feier anstand. Es erwartete uns der Sektempfang, bei dem ich ebenfalls versuchte, die Stimmung, die Gäste und natürlich das Brautpaar im Bild festzuhalten. Unterdessen waren das Kuchenbuffet und Geschenketisch aufgebaut, beides sollte natürlich ebenfalls fotografiert werden.
Wichtig ist auch noch, dass man alle Gäste aufnimmt, mal in der Gruppe der Feiernden, mal einzeln oder in kleinen Gruppen, je nach Zusammengehörigkeit.
Für die Einzelportraits verwendete ich meine 105er Festbrennweite und versuchte die Gäste abzulichten, ohne mich ihnen aufzudrängen.
Am Tisch konnte das Brautpaar nun ein wenig durchatmen. Vor ihnen war der Brautstrauß drapiert, der natürlich auch fotografiert werden musste. Es bot sich hier an, den Strauß in den Vordergrund zu nehmen – mit dem Brautpaar in leichter Unschärfe des Hintergrunds.
Für die Fotos im Gastraum konnte ich wieder die weiße Decke als Reflektor für den Blitz verwenden, was mir, dank der Fernauslösung der Blitze, mehr Bewegungsfreiheit gab. Ein kleines Wort zum Blitzeinsatz. Man sollte wirklich wissen, was man tut, um nicht alles tot zu blitzen. Das Umgebungslicht sollte in die Bildgestaltung unbedingt mit einfließen!
Nachdem sich die Gäste ein wenig unterhalten und ausgetauscht, zum Teil auch erst kennengelernt hatten, ging es weiter mit dem Anschnitt der Torte. Da dies ein weiterer wichtiger Bestandteil eines Hochzeits-Fotoalbums ist, versuchte ich mich möglichst nah am Geschehen zu platzieren, damit mir niemand im Weg stehen konnte. Zudem versuchte ich ein wenig nach unten zu gehen, um das Ganze aus einer froschartigeren Perspektive zu fotografieren. Somit konnte ich den Anschnitt der Torte und die Gesichter des Brautpaares festhalten und verpasste nichts von der Szene.
Zum Kuchenessen legte ich die Kamera dann kurz bei Seite. Es ist auch nicht sehr schön anzusehen, wie Leute auf Bildern essen. Und man sollte ihnen in diesen Momenten auch ein wenig Ruhe und Privatsphäre gönnen.
In diesem Moment, als ich mich zum Kuchenessen setzte, merkte ich die Erschöpfung, die mich überfiel. Ich hatte den ganzen Tag seit ca. 07:00 Uhr unter höchster Anspannung gearbeitet und nun, so gegen 15:00 Uhr, wo eine kleine Pause anstand, fiel ich in ein unsagbar großes Loch der Müdigkeit und Erschöpfung.
Aber nach dem Kuchenessen musste ich mich wieder mobilisieren, denn jetzt standen die Paarfotos auf dem Plan.
Ich schnappte mir also das Brautpaar und meine Assistentin, und wir begaben uns auf die Suche nach einer geeigneten Location.
Wie schon mehrfach erwähnt, schüttete es an diesem Tag ohne Unterlass. Dadurch wurde unser Plan, die Fotos im Park zu machen, leider hinfällig. Der Park war aber die einzige Szenerie, in der wir geprobt hatten, also mussten wir improvisieren.
Und das taten wir auch, und wie! Wir machten den ganzen Gutshof unsicher. Unter anderem gingen wir zum Fotografieren in das Zimmer, welches zuvor als Umkleide gedient hatte. Hier fanden wir verschiedene Posen, teils auf dem Bett, teils am Fenster oder auch mit Hilfe eines Stuhles in dem Zimmer. Auch ein recht interessantes Bild durch einen Spiegel entstand hier. Ich ließ meiner Kreativität und Fantasie freien Lauf, und wir machten viele gute Fotos.
Bei den Bildern am Fenster war es wieder wichtig, das vorhandene Licht von außen und das Blitzlicht innen gut auszubalancieren. Dreht man den Blitz zu stark auf, wird es außen stockdunkel, regelt man ihn zu schwach, brennt das Tageslicht, auch wenn es nur wenig ist, die Fenster völlig aus.
Anschließend setzten wir das Fotoshooting auf den Gängen und in einem weiteren Festsaal, der gerade nicht genutzt wurde, fort. Wir bedienten uns bei dem Wirt (nach Absprache natürlich) noch einiger Requisiten und inszenierten unter anderem ein Picknick und eine Tanzrunde. Auch eine Treppe diente uns etwas später noch als Location, wo der Bräutigam seine Braut in Empfang nehmen konnte.
Nach diesem Fotoshooting fühlte ich mich unterdessen völlig erschöpft, doch auch das hielt nur kurz an. Nachdem es aufgehört hatte zu regnen, eilten wir schnell hinaus, um auch noch Fotos vom hochzeitlich geschmückten Auto mit und ohne Brautpaar zu machen. Auch hier sollte man nicht vergessen Details zu fotografieren.
Als die Paarfotos im Kasten waren, holten wir alle Gäste nach draußen und machten noch einige Gruppenfotos. Zum Thema Gruppenfotos möchte ich eine Artikelserie von Daniel Zellfelder empfehlen.
Die Braut entließ ich nun zu den Gästen und machte mit dem Bräutigam einige Fotos, da ich diesen ja einzeln noch kaum vor die Linse bekommen hatte.
Danach folgten noch einige weitere Fotos auf der Feier und bei den Spielen, die veranstaltet wurden. Als der Abend langsam ausklang, wurde mir bewusst, dass ich 14 Stunden lang nonstop unter Hochspannung gestanden war.
Ich fühlte mich sehr erschöpft und müde. Es war in der Tat ein sehr anstrengender, aber auch ungeheuer berauschender Tag voller Adrenalin und Glückshormonen, die mich aufputschten und vorantrieben.
Ratschläge:
- Aus vielen verschiedenen Blickwinkeln fotografieren.
- Details nicht vergessen, sie sind wichtiger als man glaubt.
- Unsichtbar sein, um alles so natürlich wie möglich fest zu halten.
- Präsent sein, um Anweisungen zu geben oder sich nicht verdrängen zu lassen (z.B. wenn alle den Tortenanschnitt sehen wollen, als würden sie ihn selbst ausführen).
- Ständig auf alles achten.
- Zum Feiern hat man wirklich keine Zeit. Aber man sollte auch die Euphorie genießen, die sich bei all dem Stress einstellt.
- Für Paarfotos die Kreativität und Fantasie völlig entfalten, auch ausgefallene Ideen umsetzen, aber auch auf den Charakter und die Wünsche des Brautpaares eingehen.
- Wichtige Fotos bei der Hochzeit, die nicht vergessen werden sollten:
- Vorbereitungen (Friseur, Schminken, Ankleiden)
- Accessoires (Schuhe, Schmuck, Brautkleid, Brautstrauß, Autoschmuck, Tischdekoration, Ringe)
- Standesamt (Unterschriften, Ringtausch, Kuss, Glückwünsche)
- Feier (Portraits aller Gäste, Bilder vom Feiern)
- Tortenanschnitt (Hochzeitstorte, Anschnittszene)
- Paarfotos
- Gruppenfoto mit allen Gästen
Alle Beiträge der Serie „Hochzeitsfotografie”
- Hochzeitsfotografie: Erfahrungen & Tipps
- Hochzeitsfotografie: Die Ausrüstung
- Hochzeitsfotografie: Probeshootings
- Hochzeitsfotografie: Hochzeitsreportage 1
- Hochzeitsfotografie: Hochzeitsreportage 2
- Hochzeitsfotografie: Die Arbeit danach
Autor des Artikels: Jens Dittmar
Zum Fotografieren kam ich vor einigen Jahren, damals lag mein Hauptinteresse in der Landschaftsfotografie. Im Jahr 2008 entdeckte ich die Makrofotografie für mich und war fortan begeistert von der kleinen Welt überall um uns herum. 2009 habe ich neben der Makrofotografie auch sehr viel Peoplefotografie betrieben und mich mit der Lichtführung intensiver beschäftigt. Zu einem meiner ersten Fotos sagte mein Vater einmal: „Wer fotografiert, lernt sehen.“ Diesen Leitsatz sehe ich in allen Bereichen der Fotografie täglich bestätigt. In der Makrofotografie ist er allerdings am offensichtlichsten.
Webseite von Jens Dittmar | Bei Twitter zu finden als jendit_deDie Kommentarfunktion wurde für diesen Artikel deaktiviert.