Artikel von Jens Dittmar - aktualisiert am 18. Juli 2011 - veröffentlicht am 16. Januar 2010

Produktfotografie Kompendium

Autor: Jens Dittmar

Warum sollte man beim Verkaufen ein besonderes Augenmerk auf die Erstellung von Produktfotos legen? Weil wir Menschen unsere Umwelt zum größten Teil durch das Sehen wahrnehmen. Beim Verkaufen eines Artikels soll der potentielle Käufer schnell auf diesen und nicht auf andere Artikel aufmerksam werden und ihn schließlich auch kaufen. Dazu ist es nötig, dass der Artikel gut in Szene gesetzt wird, dass alle Details gut erkennbar sind und dass nicht vom eigentlichen Artikel ablenkt wird.

Gestaltung eines Produktfotos


Im Folgenden möchte ich die Möglichkeit der Produktfotografie vor einem neutralen, weißen Hintergrund besprechen. Abbildungen vor z. B. einem schwarzen Hintergrund sind ebenfalls denkbar und können durchaus edler wirken, stellen aber meistens das zu verkaufende Objekt nicht so gut in den Vordergrund.

Bei einer Darstellung in einer weißen Umgebung soll also sowohl der Untergrund, auf dem das Objekt drapiert wird, als auch der Hintergrund in neutralem und gleichmäßigen weiß erscheinen. Dies kann erreicht werden durch ein einfaches weißes Papier, durch weißes (milchiges) Plexiglas, durch lackierte Holzplatten, durch Keramikfliesen oder vieles mehr.

Um das Objekt noch besser von der weißen Umgebung abzuheben und somit vor dem Hintergrund freizustellen kann man den Hintergrund etwas überbelichten. Durch die absichtliche Überbelichtung wird der Hintergrund gleichmäßig weiß „ausbrennen“.

Das Objekt muss aber nicht langweilig vor einer völlig weißen Fläche abgebildet werden. Durch das gezielte erzeugen von leichtem Schatten und/oder einer Spiegelung des Objektes kann das Bild deutlich aufgewertet werden. Somit wirkt das Bild etwas edler und hochwertiger.

Ausrichtung

Um das Objekt möglichst interessant und aussagekräftig zu präsentieren sollte man es nicht platt von einer Seite zeigen, sondern leicht schräg von vorne oben. Es sollte also von zwei Seiten und der Oberseite etwas zu sehen sein. Auf diese Art und Weise bekommt ein potentieller Käufer mit Hilfe des Bildes schon einen besseren Eindruck dessen, was er hoffentlich kaufen wird. Oft lohnt es sich auch, ein Objekt in mehreren Perspektiven zu zeigen so dass der Käufer alle Seiten sehen und begutachten kann.

Die Blende sollte weit genug geschlossen sein um möglichst viel vom Objekt scharf abzubilden. Die Hauptschärfe sollte jedoch unbedingt an der vordersten Stelle des Objektes liegen da sie den Blick dann sofort fängt und über das restliche Objekt schweifen lässt.

Wichtig ist, dass man alle Details gut sehen kann und dass nichts wichtiges verdeckt wird.

Technische Umsetzung

Für die Umsetzung solcher Produktfotos gibt es im Handel eine Reihe Hilfsmittel aber auch mit einfachen Dingen aus dem Baumarkt kann man beeindruckende Ergebnisse erzielen.

Ein Klassiker für Produktfotos möglichst ohne Schatten und Spiegelung ist das Lichtzelt oder der Lichtwürfel. Dabei wird das Objekt in einen Würfel oder ein Zelt aus weißem Stoff gelegt, dessen Wände von außen (möglichst von allen Seiten) gleichmäßig beleuchtet werden. Durch die lichtdurchlässigen Stoffwände wirkt das Ganze wie eine riesige Softbox um das Objekt herum. Solch ein Würfel oder Lichtzelt gibt es in unterschiedlichen Größen. Ein Vorteil ist, dass es sich einigermaßen platzsparend verstauen lässt (zusammenfaltbar).

Table-Top-Studios sind mehr oder weniger kleine Tische, meist mit einer Plexiglasplatte versehen, die eine Hohlkehle bildet. Oft sind auch Lampen am Tisch angebracht, mit denen das Objekt einigermaßen gleichmäßig ausgeleuchtet werden kann. Durch die Plexiglasplatte kann das Objekt auch von unten angeleuchtet werden wodurch eine schattenfreie Abbildung möglich ist. Nachteilig an solchen Tischen ist, dass sie einerseits recht teuer sind und sich auch nicht gerade platzsparend verstauen lassen.

Eine weitere Möglichkeit besteht einfach in einer weißen Unterlage auf einem Tisch und in einiger Entfernung eine weiße Wand (oder weißes Papier). Hierfür sind mindestens zwei Lichtquellen nötig, Eine um das Objekt selbst auszuleuchten und Eine für den Hintergrund.

Die Lichtquelle für das Objekt wird dabei etwas stärker als gewöhnlich eingesetzt um den Untergrund wirklich weiß erscheinen zu lassen. Die Lichtquelle für den Hintergrund wird noch etwas deutlicher überbelichtet, damit der Hintergrund deutlich ausbrennt und in reinem Weiß erstrahlt.

Wenn man den Winkel der Kamera flach genug wählt und die Überbelichtung der Untergrund- und Hintergrundflächen ausreichend ist, so ist die „Abrisskante“, also die Kante an der die Unterlage aufhört und eine Kluft zum Hintergrund lässt, nicht mehr zu sehen. Vorteilhaft hieran ist, dass der Aufbau in den meisten Zimmern umsetzen lässt und dass er fast nichts kostet.

Spiegeln oder nicht Spiegeln?

Eine Spiegelung kann man erzeugen indem man das Objekt auf einer leicht spiegelnden Unterlage aufbaut. Das kann eine lackierte Holzplatte, eine weiße Bodenfliese oder eine Plexiglasplatte sein. Wenn man das Objekt dann in einem flachen Winkel fotografiert erscheint unterhalb des Objektes eine Spiegelung in der Unterlage. Je flacher der Winkel, desto deutlicher und größer wird die Spiegelung.

Schatten oder kein Schatten?

Je nachdem, wie gleichmäßig man die Ausleuchtung einrichten kann entsteht ein Schatten oder auch nicht. Wenn man keinen Schatten wünscht wird es evtl. nötig sein mehrere Lichtquellen mit großer Leuchtfläche (Softbox oder Durchlichtschirm) zu verwenden.

Das Objekt sollte dann von leicht vorne links und rechts beleuchtet werden, so kann eine Ausleuchtung fast ohne Schatten geschaffen werden.

Konkreter Aufbau: Brett-Wand-Kombination

Im Folgenden ist der Aufbau für einige der hier gezeigten Produktfotos zu sehen. Eine weiß lackierte Holzplatte bildet die Unterlage, eine weiße Wand (weiße Raufasertapete) den Hintergrund. Bei den Fotos der Actionfiguren war die Lichtquelle für das Objekt ein Blitz durch einen Durchlichtschirm und ein Reflektor auf der gegenüberliegenden Seite. Der Blitz war so eingestellt, dass er weit von oben rechts auf das Objekt leuchtete.

Bei den Fotos der Kamera-Ausrüstung war der Blitz für das Objekt gegen die weiße Decke gerichtet, die somit als großer Reflektor diente. Der Blitz für das Hauptmotiv wurde leicht überbelichtet um den Untergrund, die lackierte Holzplatte, in reinem Weiß erscheinen zu lassen. Der Hintergrund wurde mit einem Blitz mit relativ weiter Streuung direkt angeleuchtet und etwas mehr überbelichtet als das Hauptmotiv.

Wichtig ist, dass zwischen dem Hintergrund und der Unterlage des Objektes ein gewisser Abstand, also eine Schlucht, bestehen bleibt, damit die Wand auch noch etwas unterhalb des sichtbaren Bereiches ausgeleuchtet werden kann. Somit ist der Übergang zwischen der Unterlage und der Wand als Hintergrund nicht mehr zu sehen.

Autor des Artikels: Jens Dittmar

Zum Fotografieren kam ich vor einigen Jahren, damals lag mein Hauptinteresse in der Landschaftsfotografie. Im Jahr 2008 entdeckte ich die Makrofotografie für mich und war fortan begeistert von der kleinen Welt überall um uns herum. 2009 habe ich neben der Makrofotografie auch sehr viel Peoplefotografie betrieben und mich mit der Lichtführung intensiver beschäftigt. Zu einem meiner ersten Fotos sagte mein Vater einmal: „Wer fotografiert, lernt sehen.“ Diesen Leitsatz sehe ich in allen Bereichen der Fotografie täglich bestätigt. In der Makrofotografie ist er allerdings am offensichtlichsten.

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